Bindungstraining: Tipps für eine tiefe Bindung und Erfolg im Reitsport
Das größte Geschenk im Umgang mit einem Pferd ist, wenn man merkt, dass es einem vertraut. Wenn es entspannt ist und zugewandt. Auf diesem Vertrauen kann man eine nachhaltige Ausbildung und das Training aufbauen – und gemeinsame Erfolge feiern: Sei es die harmonische Dressurstunde, das Springtraining, der Ausritt, der entspannte Spaziergang oder ein entspannter Turniererfolg.
Die Bedeutung des Bindungssystems bei Tieren
„Bindung ist ein Naturgesetz“, erklärt Tiertrainerin und Bestseller-Autorin Anne Krüger-Degener. „Und in dem Moment, in dem wir uns mit Tieren befassen, sollten wir dieses Gesetz in den Vordergrund stellen. Im neurobiologischen Bereich spricht man davon, dass Tiere sowohl ein Bindungssystem als auch ein Bedrohungssystem haben – also das Urvertrauen und das Urmisstrauen, das das Überleben sichern soll. Wenn ich ein Tier ausbilde, bin ich als Coach nicht damit befasst, das Bedrohungssystem zum Schweigen zu bringen, sondern das Bindungssystem zu stärken. Ich möchte ja nicht alle Außenreize – wie Regenschirme auf dem Turnier oder Mülltonnen am Straßenrand – aus dem Weg räumen, sondern meinem Pferd stattdessen eine Möglichkeit geben, sich trotz dieser Außenreize sicher zu fühlen. Dann ist ein Individuum belastbarer, lebt gesünder und kann insgesamt viel besser mit seinem Körper umgehen. Wir machen gesunde und belastbare Pferde, die sehr schnell regenerieren, auch wenn sie an ihre Grenzen gehen. Sie sollen schöner werden in den Händen der Menschen.“
Erfolgsbeispiel: Jessica von Bredow-Werndl und Dalera
Auch Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl arbeitet viel über das Bindungssystem. „Für mich ist die Bindung zu meinen Pferden die absolute Basis“, betont Jessica, „das war mir schon immer wichtig. Durch Anne hat die Bindungsarbeit mit meinen Pferden noch ein ganz neues Level erreicht. Ich habe diese Arbeit für mich wieder mehr entdeckt und gerade auch meine Schwangerschaft 2022 dafür genutzt, um mich noch mal intensiver mit der Kommunikation vom Boden aus zu befassen. Seitdem kommt Anne regelmäßig zu uns nach Aubenhausen und unterstützt uns bei der Bodenarbeit und dem Bindungstraining mit unseren Pferden.“
Jessica und Dalera sind ein traumhaftes Beispiel für eine unglaublich starke Bindung. Während andere Pferde aufgeregt bei der Siegerehrung zappeln, steht Dalera stolz und entspannt und nimmt ihre Schleifen am langen Zügel entgegen. Ein paar Sekunden später bei der Siegerehrung strotzt sie wieder vor Energie. Die beiden geben sich gegenseitig unheimlich viel Sicherheit und sind ständig im Gespräch miteinander.
Tipps für eine langfristige Bindung und erfolgreiche Partnerschaft
„Zum Einstieg ins Bindungstraining fangen wir am liebsten mit der Lobbarkeit an. Lobbarkeit bedeutet, dass das Pferd das Lob wirklich als solches empfindet. Das dauert oft erstmal ein bisschen länger als man so denkt.“ so Anne.
Praktische Übung für eine tiefere Bindung
Stelle dich in der Reithalle neben dein Pferd und suche nach den Spots am Pferdekörper, an denen dein Pferd gerne berührt wird – beispielsweise am Hals, am Widerrist oder links und rechts der Schweifrübe. Bei intensiver Berührung an diesen Stellen werden Glückshormone ausgeschüttet. Dabei solltest du ruhig ein bisschen Druck ausüben, in etwa so, wie sich Pferde untereinander kraulen würden. Lobe bis das Lob wirkt – also bis du eine entsprechende Reaktion an deinem Pferd beobachten kannst, z.B., ein Gähnen, ruhiger Lidschlag, halb geöffnete Augen, das aktive Verlängern der Oberlippe oder zur Seite gekippte Ohren. Nicht verzweifeln, wenn du nicht gleich einen Erfolg siehst! Je öfter du das übst, je besser du die Lieblingsstellen deines Pferdes kennenlernst und je konsequenter du wirklich lobst, bis das Lob wirkt, desto besser wird die Lobbarkeit deines Pferdes.
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