Was tun bei Ischias-, Hüft- und Rückenschmerzen im Sattel?
„Rückenschmerzen, vor allem im Lendenwirbel-Bereich, gehören längst zu den weltweit häufigsten Zivilisationskrankheiten mit weiter deutlich ansteigender Entwicklung“, erklärt Fitnesscoach Marcel Andrä. „Rückenschmerzen sind in 95 Prozent aller Fälle Funktionsstörungen und glücklicherweise keine strukturellen Schäden. Einer der wichtigsten Risikofaktoren ist Bewegungsmangel, stundenlanges Sitzen und Übergewicht.“
Aber wie ist es dann zu erklären, dass auch zum Beispiel Sportler Rückenschmerzen bekommen? Marcel Andrä: „Nicht nur zu wenig Bewegung und das wiederkehrende Verharren in ein und derselben (oder zumindest ähnlichen) Position, sondern auch die stetige Wiederholung gleicher Bewegungsabläufe, wie bei bestimmten Sportarten oder auch beruflichen Tätigkeiten, spielen eine bedeutende Rolle bei Rücken- und Ischiasschmerzen.“
Hüftschmerzen machen sich oft im Bereich der Leisten bemerkbar. In vielen Fällen strahlen sie auch in eines oder beide Beine aus. Umgekehrt können aber auch Schmerzen in der Lendenwirbelsäule in die Hüfte ausstrahlen. Vom Ischiasschmerz (Ischialgie) spricht man, wenn die Wurzel des Ischiasnervs an der Wirbelsäule eingeengt wird. Dumpfe oder stechende Schmerzen in Gesäß, Hüfte (häufig einseitig) und Oberschenkel können die Folge sein. „Unsere lumbale Rückenfaszie befindet sich an einer besonders geforderten Stelle unseres Halteapparats“, so Marcel Andrä. „Sie muss ständig vielen Herausforderungen wie Zug, Druck und Spannungen in allen Richtungen standhalten, was ihr grundsätzlich guttut – was sie sogar benötigt, um geschmeidig zu bleiben. Problematisch und eventuell schmerzhaft wird es jedoch bei zu starken, ruckartigen oder eintönigen Belastungen. Denn die Lumbodorsal-Faszie hat besonders viele Schmerzrezeptoren.“
Der Grund, weshalb Ischias- und Rückenschmerzen bei Reitern relativ häufig auftreten, liegt wohl hauptsächlich daran, dass die sitzende Position im Sattel ein bereits bestehendes Problem auflodern lässt. Mit Schmerzen ist ein losgelassener Sitz nicht mehr möglich und meistens reagiert der Körper dann damit, sich noch weiter zu verspannen, wodurch das Problem verschlimmert wird.
Schmerz ist ein ganzheitliches Symptom und kann durch verschiedenste Ursachen – sowohl den Körper als auch die Psyche betreffend, oft kombiniert – ausgelöst und beeinflusst werden, erklärt der Fitnessexperte weiter. „Dann ist es wichtig, nicht nur schnell den Schmerz zu bekämpften, sondern auch möglichst schnell die Ursache zu finden und nachhaltig zu beseitigen, um nicht in den Teufelskreis aus Schmerz – Verspannung – Minderdurchblutung – Schmerz zu gelangen.“
Bei Rückenschmerzen liegt die Ursache häufig nicht im schmerzhaften Bereich des Rückens, sondern an einer anderen Stelle des Körpers. Der falsche Körpergebrauch führt zwangsläufig zu verkürzten, funktionsunfähigen Muskeln und Faszien. Deshalb ist es für unsere Rückengesundheit ganz wichtig, dass wir wieder lernen, mit unserem Körper umzugehen.
„Um langfristig schmerzfrei zu bleiben, müssen daher vorrangig die Fehlspannungen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden und anschließend abwechslungsreiche Bewegungen mit unterschiedlichen Belastungsmustern in den Alltag integriert werden – ein weiterer Grund, weshalb Ausgleichssport für Reiter so wichtig ist. Bei Rückengesundheit geht es nicht um höher, schneller, weiter, länger, sondern um Abwechslung und Regelmäßigkeit. Also lieber geregelt und mäßig als selten und übertrieben.“
Mit diesen drei Übungen kannst du Schmerzen im Hüft- und unteren Rückenbereich lindern und vorbeugen. Natürlich handelt es sich auch hier nicht um Wunderheil-Übungen und eventuell sind die Übungen auch nicht für jeden Reiter das Richtige. Bei starken Schmerzen oder bekannten Befunden empfehlen wir auf jeden Fall immer einen Arzt oder Therapeuten zu konsultieren.
Absolviere jetzt den ersten, kostenlosen DressurFit Test und erhalte deinen persönlichen Workout-Plan! Hier anmelden!