Tief im Sattel sitzen
Mit dem Pferd im starken Galopp die lange Seite hinunterfliegen, als Einheit, die Bewegungen von Pferd und Reiter miteinander verschmolzen. Übergänge und Lektionen mit unsichtbaren Hilfen fast nur über den Sitz reiten können – dafür muss der Reiter locker, geschmeidig und stabil sitzen. Und vor allem braucht es einen tiefen Sitz, um das Pferd optimal einrahmen und jede Bewegung fühlen und beeinflussen zu können. „Tief im Sattel zu sitzen, ist wichtig, weil ich mich mit meinem Pferd über meinen Sitz und über mein Kreuz verbinde. Ich kann nur weich sitzen, wenn ich tief sitze“, betont Benjamin Werndl. „Und wenn ich tief sitze und mit dem Pferd verbunden bin, kann ich auch Einfluss nehmen auf mein Pferd. Ich kann die Hilfen aus meinem Sitz heraus feiner geben und darum wirkt alles viel eleganter und weicher – und es ist auch weicher.“
Tipps, um tief im Sattel zu sitzen
Die Knie nicht zu fest an die Sattelblätter drücken, sonst blockiert man seinen eigenen Sitz. Gleichzeitig darf man die Knie aber auch nicht zu locker anlegen, ansonsten schlackern sie. Stell dir einen kleinen Zinnsoldaten auf seinem Pferd vor. Die Metallbeine passen ganz genau um den Pferderücken, da ist nirgends Luft dazwischen, aber die Beine drücken und quetschen nicht ins Pferd rein.
Benjamin’s Tipp für einen tiefen Sitz
Außerdem ist es wichtig das Becken richtig auszurichten und auf dem ganzen Gesäß Platz zu nehmen. Also nicht auf Spalt oder Steißbein zu sitzen. Das Becken leicht kippen können, aber den Bauch trotzdem vorne lassen. Nicht den Bauch einziehen, sonst wird man instabil. Und ausatmen: „Wenn ich das Gefühl habe, ich sitze richtig satt im Sattel, dann atme ich aus. Dieses Gefühl des Ausatmens und des ,Ich sitze satt im Sattel‘ einprägen und mitnehmen“, rät Benjamin. Das Ausatmen aktiviert automatisch deinen Beckenboden – ein Muskelgewebe, das für einen tiefen Sitz eine wahnsinnig wichtige Rolle spielt. Das Anspannen des Beckenbodens kannst du dir etwa so vorstellen, als sei dein Rumpf eine French-Press Kaffeemaschine und beim Ausatmen wird das Sieb von ganz unten etwas nach oben gezogen. Und damit saugst du den Pferderücken hoch bzw. dich in den Pferderücken hinein. Das Gefühl tief im Sattel zu sitzen, umschreibt Benjamin so: „Es fühlt sich ,smooth‘ an, wie wenn ich im Tiefschnee Ski fahre, ganz weich. Ich stelle mir dabei vor, dass ich nicht nur tief im Sattel, sondern tief im Pferd sitze, dass ich mit dem Pferd eins werde.“ Er lacht: „Das hat fast schon was von Avatar.“
Der Schlüssel zu einem tiefen Sitz, ist das Gleichgewicht
Es kann aber auch sein, dass das Pferd verkrampft und spannig ist. Da ist es nicht so, dass Benjamin sich erst tief in den Sattel setzt, wenn das Pferd locker ist. Er betont, er sitzt tief und gerade um das Pferd zu lockern und um es weicher zu bekommen. Denn feine Hilfen kann man nur geben, wenn man tief im Sattel sitzt. Was tun, wenn das Pferd einen tiefen Sitz nicht zulässt? Der Schlüssel zu einem tiefen Sitz, ist das Gleichgewicht. „Wenn das Pferd im Gleichgewicht geht, lässt es meinen tiefen Sitz eher zu. Wenn es auf der Flucht ist, und ich in den Rücken will, ist es nur noch mehr auf der Flucht. Die Balance ist das A und O und alles hängt damit zusammen.“ Im Trab versuchen wir unsere Pferde zuerst in einem etwas kleineren Trab zum Schwingen zu bringen, bevor wir in den großen Trab gehen. Im Galopp ist es umgekehrt. Da geht es uns erst einmal darum, den Grundgalopp mit einem guten Durchsprung herzustellen, nicht zu klein. Und erst wenn die Welle des Galopps über die Oberlinie geht, galoppieren wir etwas kleiner.
Tiefer im Sattel zu sitzen, ist eine Frage der Reiterfitness
„Daneben ist der Schlüssel zum tiefen Sitz auch, dass ich mich selbst in die körperliche Lage versetze, tief sitzen zu können, körperlich fit bin und regelmäßig an meiner eigenen Balance, Stabilität und Geschmeidigkeit arbeite. “ Denn um tiefer im Sattel zu sitzen, sind bestimmte körperliche Voraussetzungen erforderlich, z.B.: Beweglichkeit in den Hüften – vor allem die Hüftstreckung und Innenrotationsfähigkeit. Dies ermöglicht eine entspanntere Haltung im Sattel und einen größeren Bewegungsspielraum. Eine starke Rumpfmuskulatur trägt dazu bei, die Stabilität und das Gleichgewicht beim Sitzen in einer tieferen Position zu erhalten. Ist die Tiefenmuskulatur im Rumpf nicht gut trainiert, macht sich der Reiter fest, spannt dabei gleichzeitig die Hüft- und Gesäßmuskulatur an und hebelt sich damit ein paar Milli- bis Zentimeter aus dem Sattel.
Ein gutes Körpergefühl und eine gute Ansteuerung der Rumpf-, Becken- und Beinmuskulatur ist wichtig, damit du z.B. in halben Paraden dein Kreuz anspannen kannst, ohne dass sich dabei gleichzeitig die Muskulatur auf der Innenseite deiner Oberschenkel anspannt und dich weg vom Sattel drückt. Die gute Nachricht ist: Das sind alles Dinge, die man vom Boden aus trainieren kann. „Mit den richtigen Übungen und einem konsequentem Trainingsplan schaffst du es garantiert, tiefer in den Sattel zu kommen und näher am Pferd zu sitzen.“, betont Fitnesscoach Marcel Andrä.
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