Körperspannung beim Reiten: Wann ist es zu viel?
Um sein Pferd optimal unterstützen zu können, braucht der Reiter einen stabilen, dynamischen Sitz. Dazu gehört auch positive Körperspannung – allerdings gibt es viele Reiter, die zu viel Körperspannung im Sattel haben, die sich an- bzw. verspannen und festhalten. Sie sitzen nicht tief und geschmeidig im Sattel, fallen eventuell mit ihrem Oberkörper nach vorn, klemmen mit den Beinen, ziehen die Knie oder die Schultern hoch. Das entspannte Atmen und Lockerlassen fällt dann besonders schwer. Zu viel Körperspannung verhindert, dass der Reiter die Bewegung des Pferdes aufnehmen und durch seinen Körper hindurchfließen lassen kann, das Mitschwingen mit der Hüfte gestaltet sich schwierig.
In den meisten Fällen liegt die Ursache für zu viel Körperspannung aber nicht in einem zu hohen Muskeltonus oder dass es dem Reiter generell schwerfällt, sich zu entspannen. Zum einen können zu viel Körperspannung, Verspannungen und/oder Blockaden durch langes und viel Arbeiten am Schreibtisch und eine schlechte Körperhaltung entstehen. Der Hauptgrund bei den meisten Reitern ist allerdings, dass es an Kraft in der Körpermitte fehlt. Das hört sich erstmal widersprüchlich an.
Aber dieser Mangel an Rumpfstabilität führt dazu, dass der Reiter instabil wird, sobald er versucht, locker zu lassen. Um nicht zu viel hin- und her zu wackeln oder herunterzufallen, kompensiert der Körper automatisch – indem man z.B. mit Knien und Beinen klemmt, sich in der Hüfte festmacht (Oberkörper kommt nach vorne), mit der Hand am Zügel festhält etc.
Marcel Andrä erklärt: „Unser Körper ist in der Lage, sich anzupassen. Diese Eigenschaft hilft uns im Sport, Leistungssteigerungen zu erlangen. Wir können aber auch kompensieren, was im ersten Moment ebenfalls unsere Leistung verbessern kann – langfristig aber unsere Potenziale limitiert und Strukturen überlasten kann. Unser Körper arbeitet immer als Ganzes und wir besitzen zahlreiche redundante Systeme, die bei einem Ausfall anderer Systeme einspringen können. Meist springt das ,benachbarte‘ System ein. Folglich muss zum Beispiel die Hüfte und/oder die Brustwirbelsäule eine fehlende Rumpfstabilität kompensieren. Mit dem Ergebnis, dass das einspringende System nicht mehr vollumfänglich seiner Hauptaufgabe nachkommen kann. In unserem Beispiel: Durch die fehlende Rumpfstabilität büßt die Hüfte und die Brustwirbelsäule an Beweglichkeit ein. Wir werden ,fester’.“
Ein Reiter, der ohne große Anstrengung über genügend Rumpfstabilität und Flexibilität in der Hüfte verfügt und einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn hat, kann die Bewegungen des Pferdes sitzen, ohne sich irgendwo festhalten zu müssen. Gut vorstellen lässt sich das mit folgendem Bild: Der Rumpf ist eine stabile Box, die weder ins Hohlkreuz kommt, noch im Rundrücken sitzt, noch in der Taille wackelt oder sich durch Bewegungen hin- und herschütteln lässt. Diese Box kann der Reiter über eine bewegliche Hüfte immer im Lot halten, egal was sein Pferd darunter macht.
Im DressurFit® Programm werden die Rumpfstabilität und die Beweglichkeit der großen Gelenke gezielt aufgebaut. Nach der 12-wöchigen Aufbauphase gibt es im Übungspool Workouts und Yoga-Einheiten, die noch detaillierter an der tiefen Rumpfmuskulatur und Mobilität arbeiten, und die Koordination, Balance und das bewusste An- und Entspannen verschiedener Muskelketten trainieren.
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