
Der richtige Sitz beim Angaloppieren
Das Angaloppieren ist nur ein kleiner Teil einer Trainingseinheit, aber dennoch ein entscheidender Moment. Es beeinflusst die Qualität des Galopps und bereitet das Pferd auf anspruchsvollere Lektionen vor. Doch gerade hier nutzen viele Reiter nicht das volle Potenzial und es schleichen sich Fehler ein.
Warum der richtige Sitz der Schlüssel für das Angaloppieren ins Bergauf ist
Der richtige Sitz beim Angaloppieren ist der Schlüssel. Der Reiter braucht dafür eine präzise Koordination, Balance und Kontrolle über den eigenen Körper. Um dem Pferd ein lockeres Angaloppieren zu ermöglichen, bei welchem es sich schon vom ersten Sprung ins Bergauf ausbalancieren kann, muss der Reiter in der Lage sein, die Hüfte richtig zu positionieren und zu bewegen. Grand Prix-Ausbilder Benjamin Werndl erklärt das Angaloppieren aus seinem Gefühl im Sattel heraus so:
„Grundsätzlich gebe ich die Hilfe zum Angaloppieren am ganzen Sitz, nicht nur mit dem Schenkel. Genauso wie ich eine Parade am Sitz reite, reite ich auch das Angaloppieren am Sitz. Es ist wie eine Parade mit Vorwärtstendenz. Beim Angaloppieren versuche ich, im Gleichgewicht zu bleiben und das Pferd nicht zu überfallen. Denn auch das Pferd soll dabei im Gleichgewicht bleiben. Dabei habe ich eine leicht abwartende Tendenz. Ich fühle vor und lasse das Pferd quasi selbst angaloppieren. Das Angaloppieren soll etwas Entspanntes für das Pferd sein. Ich habe es schon vor dem Angaloppieren vor mir und versuche, dieses Gefühl im Angaloppieren zu behalten. Vor mir haben heißt, dass ich jederzeit vorwärts reiten kann, während das Pferd zum Tragen kommt.“
Eine korrekte Hüftbewegung spielt eine zentrale Rolle beim Angaloppieren
DressurFit® Coach Marcel Andrä erklärt die zentrale Rolle der Hüftbewegung und die physiologischen Abläufe beim Angaloppieren:
„Im Gegensatz zum Schritt und Trab ist der Galopp eine asymmetrische Bewegung, bei der die innere Hüfte im Handgalopp vorgeht. Vereinfacht kannst du die Bewegung auf jedem Stuhl oder einem Pezziball nachmachen. Stell dir einen Linksgalopp vor: Rechte Hüfte ein bisschen nach hinten schieben, gerade, linke Hüfte leicht nach vorne schieben, gerade, rechte Hüfte wieder leicht nach hinten und so weiter.“
Du kannst dir auch vorstellen, auf dem Ziffernblatt einer Uhr zu sitzen: Du startest mit dem linken Sitzbeinhöcker auf der 9 und dem rechten Sitzbeinhöcker auf der 3. Im Linksgalopp schiebt der rechte Sitzbeinhöcker nach hinten auf die 4. Im nächsten Moment schiebt der linke nach vorne auf die 10 und wieder zurück.
Jeder von uns hat Seitenunterschiede z.B. ein präferiertes Standbein, Rechts- oder Linkshändigkeit. Besonders im Galopp wird das schnell deutlich, da es vielen Reitern auf einer Seite deutlich leichter fällt, mit der Hüfte vorzuschwingen als auf der anderen. Durch gezieltes Training aus dem DressurFit® Programm lassen sich solche Seitenunterschiede spürbar verbessern.
Häufige Fehler bei der Hilfe zum Angaloppieren
Ein häufiger Fehler beim Angaloppieren besteht darin, dass der Hüftwinkel zu weit geöffnet ist. Der Oberkörper des Reiters kommt zu weit nach hinten und schiebt das Pferd so nach vorne unten. Das Pferd wird vom ersten Galoppsprung nach unten gedrückt, kann sein ganzes Bewegungspotential nicht entfalten, fällt auf die Vorhand und das Anspringen in den Galopp wirkt unharmonisch und holprig. Durch einen korrekten Hüftwinkel ermöglicht der Reiter seinem Pferd ein kontrolliertes Anspringen ins Bergauf.
Benjamin ergänzt:
„Fehler passieren oft, weil es auf Knopfdruck funktionieren soll und man das Pferd mit seinen Hilfen überfällt. Oder weil das Pferd vor dem Angaloppieren hinter mich kommt, die Vorbereitung also schon nicht ideal ist. Ein Bild, das mir dabei immer wieder hilft: Der Fahrtwind, den man in der Vorbereitung spürt, möchte ich auch im Übergang zum Galopp spüren. Er sollte sich nicht verändern.“
Die Verbindung zum Fliegenden Wechsel
Die Hilfe zum Angaloppieren ist der Wechselhilfe sehr ähnlich. Daher ist das Angaloppieren die ideale Vorbereitung für die fliegenden Galoppwechsel.
So beschreibt Benjamin das Gefühl im Sattel beim fliegenden Wechsel:
„Die Wechselhilfe ist ein Impuls mit meinem ganzen Körper, der durch den ganzen Körper des Pferdes geht. Ich gebe am neuen äußeren Zügel eine kleine Parade und am neuen inneren Zügel gebe ich ganz leicht nach, dabei möchte ich, dass der Hals ganz gerade und mein Pferd in der Spur bleibt. Mein Becken ist gekippt, meine äußere Schulter hinten, so dass ich selbst auch gerade bleibe. Ich möchte im Wechsel nicht aus dem Gleichgewicht kommen. Mit meinem neuen äußeren Schenkel gebe ich den Impuls, ich lasse das Bein aber nicht zu weit zurückkommen. Gleichzeitig lasse ich am neuen inneren Schenkel den Impuls heraus, ohne dass ich meinen Schenkel wegstrecke, ich bleibe leicht verbunden. Auch mit den Zügeln behalte ich eine Verbindung. Die Wechselhilfe gebe ich kurz vor der Schwebephase. Wenn ich es geschehen lasse, fällt mein Bein im natürlichen Rhythmus an den Pferdebauch heran. Ich darf mich einfühlen in den Galopp, und setze kurz vor dem Absprung den Impuls.“
Ein biomechanisch korrekter Sitz ist der Schlüssel, um dein Reiten spürbar zu verbessern. Speziell beim Angaloppieren bist du in der Lage schon beim ersten Galoppsprung den richtigen Trainingsreiz zu setzen und den Galopp deines Pferdes zu formen – für einen harmonischen, nach vorne-oben durchgesprungenen Galopp.
Tipp für einen richtigen Sitz beim Angaloppieren
Um deinen Sitz und deine Bewegungen beim Angaloppieren zu verbessern, ist es hilfreich, dich von der Seite filmen zu lassen. Schau dir die Videos in Zeitlupe an und analysiere deinen Sitz:
- Wie sieht dein Oberkörper aus? Bleibst du im Lot, oder neigst du dazu, zu weit nach vorne oder nach hinten zu kippen?
- Machst du während einer bestimmten Galopp-Phase eine bestimmte Ausgleichsbewegung?
- Ziehst du die Beine oder Knie hoch? Ist dein Rücken im Hohlkreuz oder Rundrücken?
- Ist dein Hüftwinkel korrekt?
Vergleiche die Bilder aus deiner Analyse mit den Bildern des korrekten Hüftwinkels aus diesem Blog und achte besonders auf die verschiedenen Galoppphasen. Der Sitz verändert sich in jeder Phase des Galopps – die Zeitlupen-Aufnahmen helfen dir, Ausgleichsbewegungen sichtbar zu machen und gezielt zu optimieren.
Die bewusste Auseinandersetzung mit deiner Haltung hilft dir, beim Reiten gezielter darauf zu achten und dich Schritt für Schritt zu verbessern. Ein stabiler Rumpf und mobile Hüftbeuger sind die Basis für einen korrekten Sitz im Galopp. Durch gezieltes Training mit DressurFit® wirst du beim Reiten nicht nur sicherer, sondern kannst auch deinem Pferd einen harmonischen, nach vorne-oben durchgesprungenen Galopp ermöglichen.
Gezielte Übungen zur Verbesserung deiner Reiterfitness findest du im DressurFit® Programm – die Grundlage für einen biomechanisch korrekten Reitersitz und eine feine Hilfengebung. Mehr rund um die Galopparbeit findest du in unseren Academy Kursen Fliegender Galoppwechsel und Pirouette.
Lass dich inspirieren und bringe dein Training auf das nächste Level.